Textspur

Die Zugabe

Zögernd schweifte sein Blick umher, und dabei durchfuhr ihn ein unheimliches Schaudern. Seine schlimmsten Alpträume schienen Realität geworden zu sein. Leere. Der Raum war von nichts anderem als einer unendlichen Leere erfüllt. Hätte er es nicht besser gewusst und würde er nicht noch atmen, könnte er sogar von vollkommener Leere, einem Vakuum, sprechen. Doch er war noch am Leben. Seinen Puls spürte er in weiter Ferne, während seine Gedanken oberflächlich immer weiter davonschwebten und sich der Monotonie der Leere anpassten. Je länger er in dieser Umgebung verweilte, desto mehr faszinierte ihn jedoch die Tatsache, vollkommen leer und distanziert zu sein. Weit entfernt von den Problemen, die ihn zuvor bedrückt und gequält hatten. Mietschulden, Stress mit seiner Freundin, der Tod seines Vaters – nichts davon interessierte ihn mehr. Allein die Absicht, sich der Leere zu nähern und mit ihr zu verschmelzen, bestimmte diesen Moment. So entfernte er sich immer weiter von seinem alten Leben und konzentrierte sich darauf, den leeren Raum zu durchstreifen. Fast einfühlsam betrachtete er ihn, und dabei fiel sein Blick auf einen bunten Schmetterling, der zögerlich und verschüchtert in einer Ecke verharrte. Im klaren Kontrast zur monotonen Umgebung wirkte er fast grotesk. Der Schmetterling näherte sich und berührte sanft seinen Körper. Es gefiel ihm. Doch plötzlich verspürte er ein starkes Brennen in seiner Brust – ein einschnürender Schmerz, der von Sekunde zu Sekunde intensiver wurde. Auch wenn der Schmetterling ihn weiter berührte, schien ihm der leere Raum zum ersten Mal wirklich vollkommen luftleer. Er keuchte. Dumpfe Stimmen hallten aus weiter Ferne und gingen im Raum unter.

Der Bass dröhnte. Die Zuschauer jubelten und sangen den Text johlend mit. Mit steigender Lautstärke forderten sie eine Zugabe, doch er konnte ihnen nichts entgegnen. Als die Rufe immer lauter wurden, suchte er in seiner Tasche, gab sich einen letzten Schub und sank im Rausch von Zugabe-Rufen und Jubel zu Boden.

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