No One Night Kill 11
Vorherigen Teil lesenBernadette zog vorsichtig ihre Handtasche heran, um nach ihrem Handy zu greifen. Doch im dämmrigen Licht der Bar erwies sich die Suche schwieriger als gedacht. Ihre knallgelbe Tasche schien ausgeblichen, ihr Inhalt wie ein riesiges Schattenmeer – eine Wundertüte. Bernadette kramte einen Kamm hervor, dann eine Speisekarte von Pekingexpress. M17 ‚Gebratene Nudeln mit Ente süß-sauer‘ hatte sie sich mit Kugelschreiber krakelig umrandet, ihr Lieblingsgericht. Doch ihr Handy fand sie nicht, stattdessen nur ihren blutroten Lippenstift, eine Nagelschere und weiteren Kleinkram. Ihr Puls stieg immer weiter an und donnerte gegen ihr grünfarbiges Top. Sie wollte aufstehen, doch sie konnte nicht. Die Gläser verkamen zu Gitterstäben, der Alkohol fesselte ihre Beine. Bernadette fühlte sich gefangen. War das die Strafe für ihre Naivität? Wo war nur ihr verdammtes Handy abgeblieben?
„Kann ich dir helfen?“, fragte sie Raphael, der Bernadettes nervöses Treiben bemerkte. Bernadette schluckte. „Ach, alles gut. Ich dachte nur, mein Handy hätte vibriert.“ log sie. „Okay. Wir wollen Nachschub ordern. Bist du dabei? Damit es nicht langweilig wird, gibt es diese Runde etwas Neues: einen Tropical Roulette. Sehr fruchtig, aber täusch‘ dich nicht, er enthält einen ordentlichen Schuss.“ „Ach, ich weiß nicht. Ich würde lieber erst einmal aussetzen.“ „Komm Bernadette, hab‘ dich nicht so. Und noch einmal sorry wegen Antonio. Er kennt seine Grenzen nicht.“ Raphael nahm ihre Hand. „Du zitterst ja richtig. Alles gut?“ „Ich weiß nicht. Ich habe Angst.“ „In einer vollen Bar? Wenn wir dir wirklich was tun wollten, wäre das doch der denkbar schlechteste Ort, oder?“ „Du hast ja Recht. Aber… Er…“ Bernadette sah zu Antonio, der gerade an seinem Halm zog. „Er macht mir Angst.“ „Wollen wir beide kurz an die frische Luft gehen? Damit du wieder etwas runterkommen kannst? Ohne Antonio natürlich. Ist das ok? Gib uns noch eine Chance.“ Dabei zeigte Raphael seinen Zeigefinger nach oben. „Eine?“ „Na gut, eine! Aber beim nächsten Mal bin ich weg.“
7. Februar 2014