Textspur

No One Night Kill 4

Vorherigen Teil lesen

Die Welt um sie franste immer mehr aus, wurde unwirklicher. Ihr Blick war nur noch auf ihn zentriert, während der Rest im Lichtmeer verrauschte. Stimmen verdumpften und hallten in der Ferne. Schienen fern, obwohl sie unmittelbar waren. So, als tauchte jemand seinen Kopf unter Wasser. So, als wenn jemand vom Boden in die Lüfte abhob, um mit einem Flugzeug in ferne Länder zu reisen. Auch Bernadette befand sich auf so einer Reise. Nur, dass sie sich nicht vom Fleck bewegte und alleine ihre Gedanken den Boden der Bar verließen und in seinen kristallenden Augen landeten. Bernadette fühlte sich frei und überschwänglich. Ihre vorherigen Sorgen verkamen zu kleinen Miniaturen, die sie in der Ferne aus ihrem Gedankenflugzeug unbestimmt wahrnahm und die eher Modellen einer Spielzeugwelt glichen, als wirklichen Gefahren. Vielleicht war Antonios Gehabe nur ein Spiel. Ein Spiel, um ihr zu imponieren. Denn an für sich sah Antonio ganz ungefährlich aus, befand Bernadette, als sie Antonio weiter musterte. Wenn geht die Gefahr alleine von seinem Kumpel mit dem Messer aus, aber davor würde er sie garantiert beschützen. Das wusste sie. Mit einem donnernden Preschen wurde ihre Reise ruckartig beendet und ihre Ohren öffneten sich wieder ihrer Umwelt. Ein Keller hatte eine Karte auf den Tisch gelegt und Raphael fragte sie danach, ob sie jetzt Antonios und Raphaels Lieblingscocktail probieren mochte. „Der schmeckt echt lecker. Der wird dir gefallen. Fruchtig, aber auch mit ordentlich Alkohol, aber nicht so viel, dass man nur den Alkohol schmeckt. Die genauen Zutaten will ich dir jetzt nicht verraten. Lass dich überraschen. Du magst doch Kirschen, oder?“ Bernadette nickte. „Das wäre wichtig. Also dann dreimal einen Red Death extra Large.“ „Aber ich will ihn doch erst einmal probieren. Zudem vert…“. Im selben Moment war Antonio bereits über ihren Mund gefahren und riss die Bestellung an sich. „Du wirst nicht genug von ihm kriegen. Er wird dich umhauen. Dich schwach machen. Glaub‘ mir. Du hast keine Chance. Du wirst direkt nach mehr schreien. Warum dann nicht gleich groß einsteigen.“ Bernadette schaute verschüchtert zum Kellner, dann zu Raphael, dann zu Antonio. „Soll ich gleich nochmal wiederkommen?“, fragte der Kellner, der schon ungeduldig auf seinem Tablet herum drückte und die Bestellung aufnehmen wollte. „Nein, nein, ist schon okay. Wir nehmen drei extra starke extra große Red Death.“, sagte Raphael. Antonio lachte. „Du bist wieder so still. Ich hoffe der rote Tod lockert etwas deine Zunge. Erzähl‘ mal etwas über dich. Wir wollen dich kennenlernen.“, forderte Raphael Bernadette auf, doch Bernadettes Zähne schienen wie zusammengeklebt. Sie bekam einfach kein gescheites Wort hinaus. „Ich sehe schon. Du musst erst einmal warm werden. Also unsere Namen kennst du ja schon. Wenn nicht, ich heiße Raphael und der neben mir ist Antonio. Antonio ist etwas crazy. Aber sonst ganz okay.“ „Nur okay. Ich bin mehr als das. Oder kannst du deine Augen so verdrehen wie ich und dabei solche Grimassen schneiden. Das ist mehr als okay. Das ist super.“ Antonio verdrehte seine Augen und dann grinste er schal zu Bernadette, während er mit den Ohren schlackerte. Bernadette konnte sich nicht halten und lachte zum ersten Mal an diesem Abend. Das Eis war gebrochen. „Siehst‘e. So macht man das.“ „Okay, Okay. Du bist super Antonio“, gab Raphael kleinlaut zu. Antonio und Bernadette lachten.

Weiterlesen

Vorheriger Beitrag
Nächster Beitrag